Die Besonderheit der drei Studiengänge am HZT Berlin ist die enge Verbindung von akademischer Ausbildung und künstlerischer Praxis. Die Studiengänge sind experimentell ausgerichtet und reagieren auf den Wandel zeitgenössischer Kunstproduktion. Sie verhandeln kreativ und kritisch, was Tanz, Performance und Choreografie als Kunstformen in den heutigen Gesellschaften sind und sein können.
Ziel des BAtanz ist die Ausbildung und individuelle Förderung von kreativen, ausdrucksstarken Tänzer:innenpersönlichkeiten, die über ein großes Spektrum sowohl in Techniken des Balletts als auch im zeitgenössischen Bereich verfügen und ihre Qualitäten souverän einsetzen können. Sie haben Fähigkeiten entwickelt, künstlerische Arbeitsprozesse kreativ mitzugestalten und sind in der Lage, über sich und die Kunstform Tanz im interdisziplinären wie im historischen und gesellschaftlichen Kontext zu reflektieren.
Seit 1927 werden an der Folkwang Universität der Künste internationale Tänzer*innen ausgebildet. Viele bedeutsame Persönlichkeiten sind mit dieser Hochschule verbunden, darunter weltberühmte, wie der Folkwang Mitbegründer Kurt Jooss oder seine Schülerin Pina Bausch. Diese Tanzausbildung versteht sich als interdisziplinär, traditionsbezogen und vielseitig agierend. Die Arbeit mit Gastchoreograph*innen spielt eine bedeutende Rolle.
Die Ballett-Akademie der Hochschule für Musik und Theater München gehört zu den führenden Ausbildungsstätten für Bühnentanz. Das Ausbildungsspektrum reicht von der Unterstufe mit achtjährigen Elevinnen und Eleven über den Bachelorstudiengang Tanz bis hin zur Junior Company in Kooperation mit der Bayerischen Staatsoper und der Heinz Bosl-Stiftung. Grundlage der Ausbildung ist die russische Waganowa-Methode, ergänzt durch weitere pädagogische Ansätze und moderne Tanztechniken. So früh wie möglich sammeln die jungen Tänzer:innen Bühnenerfahrung – bei zahlreichen Auftritten. Seit 2010 steht die Ballett-Akademie unter der Institutsleitung des international als Gasttänzer, Ballettmeister und Tanzpädagoge gefragten Prof. Jan Broeckx.
Die Akademie des Tanzes der Staatlichen Hochschule für Musik und Darstellende Kunst Mannheim ist eine der traditionsreichsten Ausbildungsstätten für Tänzer:innen in Deutschland. Ihre Wurzeln reichen zurück bis in die glanzvolle Zeit des Balletts in Mannheim im 18. Jahrhundert unter Kurfürst Carl Theodor. Die klassische europäische Balletttradition ist die Basis der Ausbildung, Ausgangspunkt für das klassische Repertoire ebenso wie für alle zeitgenössischen Tanzstile und Improvisation. Unsere Rolle als pädagogisches Team sehen wir darin, vertrauensvoll mit den Studierenden zu arbeiten und gegenseitigen Respekt zu pflegen. Um das zu garantieren, werden kontinuierlich internationale Gastpädagog:innen engagiert, gepaart mit Workshops, Lectures und Meisterklassen neo-klassischer und zeitgenössischer Choreograf:innen. Ebenso werden die Student:innen in ein spezifisch ausgerichtetes und vielseitiges Repertoire eingebunden, um Bühnenpraxis zu erwerben. Motivation und Impuls der Ausbildung muss sein, über die eigenen Grenzen hinauszugehen und neue künstlerische Horizonte zu eröffnen.
Prof. Agnès Noltenius ist in Freiburg im Breisgau geboren und besitzt die deutsche und französische Staatsbürgerschaft. Sie absolvierte eine 8-jährige Ausbildung an der Ballettschule der Pariser Oper, bevor ihre Karriere als Tänzerin mit einem Engagement am Straßburger Ballet du Rhin begann, wo sie als Erste Solistin die großen Rollen des klassischen Repertoires interpretierte und an der Seite von Tanzlegenden wie Rudolf Nurejew oder Maia Plissetskaia auftrat. Nach ihrer Begegnung mit William Forsythe schloss sie sich 1989 dem Ensemble des Ballett Frankfurt an, dem sie über 13 Jähre die Treue hielt. Als Inhaberin des französischen Staatsdiploms für Tanzpädagogik ist Noltenius regelmäßig als Gastlehrerin für klassisches Ballett, Repertoire und Expertin der Improvisation Technologies von William Forsythe an Hochschulen und Ensembles weltweit eingeladen. Seit einigen Jahren ist sie Choreografische Assistentin von William Forsythe und ihr wurde die Verantwortung für die Umsetzung einiger seiner bedeutendsten Stücke übertragen – im Jahr 2003 veröffentlichte sie die Publikation DETAIL-FORSYTHE. Seit Oktober 2019 ist sie Leiterin und Professorin für Tanz an der Staatlichen Hochschule für Musik und Darstellende Kunst in Mannheim.
Klassisches Training
Das klassische Training ist für alle Niveaus und für Studierende mit unterschiedlichem Hintergrund geeignet. Der Schwerpunkt liegt auf der Beziehung zum Raum, der Arbeit und der Koordination des Rumpfes und der Arme.
Henrietta Horn ist Choreografin, Tänzerin und Pädagogin. Von 1999-2008 hatte sie – gemeinsam mit Pina Bausch – die künstlerische Leitung des Folkwang Tanzstudios inne. Seitdem ist sie freiberuflich tätig und arbeitet weltweit als Gastchoreografin, Solotänzerin und Pädagogin, u.a. in London, Damaskus, Yaoundé, La Paz, Taipei.
Für ihre Rekonstruktionen der Werke von Mary Wigman wurde sie mehrfach ausgezeichnet.
2021 wurde Henrietta Horn als Professorin für Zeitgenössischen Tanz an die Folkwang Universität der Künste Essen berufen.
Dr. Constanze Schellow ist Juniorprofessorin für Wissens- und Vermittlungskulturen im Tanz am Zentrum für Zeitgenössischen Tanz an der Hochschule für Musik und Tanz Köln. Sie arbeitet gern in interdisziplinären Formaten, die (Ge)Schicht(ung)en körperbasierter und -bezogener Kulturen und Ökonomien von Wissen untersuchen – darunter auch Tanz. Ein Fokus liegt dabei auf Beziehungsgeflechten und Wechselbeziehungen zwischen Tanz und anderen Praxisfeldern. 2016 wurde ihre Arbeit mit dem Tanzwissenschaftspreis NRW ausgezeichnet. Zuletzt untersuchte Constanze in einem vom Bundesministerium für Bildung und Forschung geförderten Projekt Konzepte und Praktiken von ‚Theorie‘ im Kontext zeitgenössischer Tanzausbildungen in Westeuropa. Dramaturgisch hat sie u.a. mit Eva Meyer-Keller, Simone Aughterlony und Doris Uhlich zusammengearbeitet.
Vera Sander ist Professorin für Zeitgenössischen Tanz am ZZT/HfMT Köln und hat an dessen Entwicklung als u.a. Leiterin, Lehrende, Herausgeberin und Organisatorin maßgeblich mitgestaltet. Choreografin, Tänzerin oder Dozentin u.a. bei Tanzforum Köln, Dansgroep Krisztina de Chatel, Itzik Galili, Semperoper Dresden, DV8, Adventures in Motion Pictures, verasanderartconnects. Ltg. und/oder Choreografie u.a. der 5. Biennale Tanzausbildung, der Atlas-Workshops (DAAD Projekt zur Förderung des kulturellen Dialogs mit der islamischen Welt), in Signifying Ghosts (Kulturstiftung des Bundes im TURN – Fonds für Kooperationen zwischen Deutschland und afrikanischen Ländern), des vom DAAD geförderten Erasmus+ Projekts RELAY. Aktuelle künstlerische Arbeiten Presence through Absence befassen sich mit dem Phänomen der Abwesenheit.
Anna Beke (M.A. Theaterwissenschaft / Dipl. Bühnentanz) ist Dozentin an der Ballett-Akademie der HMTM; hier kuratierte sie die Fachtagung „Tanzausbildung im Wandel“ sowie die Biennale Tanzausbildung 2024 München. Sie unterrichtet am Institut für Theaterwissenschaft der LMU und verantwortet Publikation „Erinnern und Bewahren. Das Bauhaus in seiner Zeit“ (kopaed 2024) als Herausgeberin. Als Tanzjournalistin schreibt sie für tanznetz.de, Münchner Merkur, Dance for You-Magazin. Als ehem. langjährige Mitarbeiterin im Bereich Dramaturgie und Education steht sie dem Bayerischen Staatsballett heute als Charaktertänzerin nahe.